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Der Martin-Schulz-Effekt

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Inhaltsverzeichnis

Wissen Sie noch, wer Martin Schulz ist? Natürlich. Vor ein paar Wochen wäre ich mit dieser Frage noch auf ganz andere Entrüstung gestoßen. Martin Schulz, der Held der SPD! Er wurde gefeiert und zur Lösung aller Probleme gekürt. Seine Nominierung als Kanzlerkandidat hat einen regelrechten Hype ausgelöst. Martin Schulz als Retter der sozialdemokratischen Politik und ernstzunehmender Konkurrent von Angela Merkel.

Nun, vielleicht ist er das immer noch. Doch sein Heldenumhang hat an Glanz verloren. Er ist nicht mehr die allumfassende Antwort auf der Suche nach einer Galionsfigur, nach einem passenden Gesicht für die SPD. Aktuelle Umfragewerte zeigen: Er ist lediglich ein Politiker, auf den einige Menschen setzen, andere aber eben nicht. Was ist passiert?

Fehler in der Zuschreibung – Der Attributionsfehler

Wir westliche Kulturen sind individualistisch geprägt. Hier haben wir ein unabhängiges, selbstbestimmtes Menschenbild. Das bedeutet, dass wir dem Individuum und seinen Fähigkeiten extrem viel Bedeutung geben. So denken wir, dass ein Mensch alles richten kann. Der Fachbegriff dazu heißt independentes Verständnis des Selbst. „Der neue Vertriebschef wird die Umsatzzahlen steigern“. „Der neue CEO wird alles in den Griff kriegen“. „Der neue Fußballtrainer lässt die Mannschaft wieder gewinnen“. Der Druck und der Wunsch nach Erfolg lässt uns die ganze Hoffnung auf eine Person projizieren. „Der wird’s schon richten! Der kann das! Der ist absoluter Profi und weiß, was er tut!“ Es ist so herrlich einfach, alle Lösungen in einem Menschen vereint zu glauben. So können wir uns endlich zurücklehnen und entspannen.

Flucht in die idealisierte Person

Doch der Irrglaube holt uns ein. Irgendwann bemerken wir, dass er doch nur ein Mensch ist. Dass sich Schulz, wie jeder andere auch, für Spitzenergebnisse anstrengen muss. Dass er in manchen Dingen gut ist. In anderen aber nicht. Jeder Hype erfährt eine Gegenbewegung und kommt dann in der Wirklichkeit an. Das ist gut so. In anderen Kulturen – in Indien zum Beispiel – ist das Gegenextrem an der Tagesordnung: Hier sind die Umstände die Ursache aller Probleme. Das sogenannte interdependete Verständnis des Selbst. Liegen Dinge im Argen, verstecken sich viele dahinter. „Da kann man ja eh nichts machen!“

Diese Umstandsgläubigkeit hilft genauso wenig wie die Personengläubigkeit. Denn: Ist jemand in einem Bereich eine Koryphäe und verwandelt jeden Elfmeter, kann er in anderen Situationen schwach und unbeholfen sein. Auf den Zusammenhang kommt es an. Der beliebte Moderator Johannes B. Kerner hat im Kontext ZDF hervorragend funktioniert. Nach seinem Wechsel zu SAT.1 nicht mehr. So kann ein Fußballtrainer oder Stürmer in einem Umfeld hervorragend wirken und in einem anderen weniger. Das gilt genauso im Wirtschaftsleben.

Und was lernen wir daraus? Beide Attributionen haben ihre Bedeutung und sind bei der Erfassung und Einordnung von Geschehnissen wichtig. Mal wieder die goldene Mitte. Lassen Sie uns klar erkennen, wie viel die Umstände oder die Person für etwas verantwortlich sind. Projizieren wir also besser nicht die Lösung aller Probleme auf einen einzigen Menschen. Verstecken wir uns jedoch auch nicht hinter den Ausreden des Systems. Das Feld dazwischen bietet so viel mehr. Wer sich hier bewegt, hat viel verstanden und kann Entscheidendes bewirken.

Bildquelle: © Konstantin Yuganovr  Fotolia.com  #101916360

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