Wie möchten Sie lieber Ihre Zeit verbringen, im Kino bei einem spannenden Film oder im Sitzungszimmer bei einer Besprechung?
Warum wählen Sie lieber das Kino als die Besprechung? Ganz einfach, weil Besprechungen häufig langweilig sind und Filme nicht. Tragisch, wenn Sie bedenken, was mehr Auswirkungen auf Ihr Leben hat. Welche Relevanz hat ein Film für Ihr Leben? Sie sind passiv, beeinflussen nicht die Handlung. Der Film mag zum Nachdenken anregen, doch welche Aktionen ergeben sich aus 90 Minuten im Kino?
Besprechungen sind dagegen höchst relevant für Ihr Leben. Weil Sie Entscheidungen treffen, die sich auf Ihre Zukunft auswirken! Und sie dauern übrigens meist auch 90 Minuten. Theoretisch könnten diese viel ansprechender als jeder Film sein, denn Besprechungen sind interaktiv. Sie können als Teilnehmer ins Geschehen eingreifen.
Doch welches Element fehlt in Besprechungen? Was dürfen und müssen wir dazugeben, dass sich das ändert? Gute Filme handeln von angespannten Situationen, die gelöst werden müssen. Von Konflikten und Auseinandersetzungen.
Und genau dieses Element der Spannung und Auseinandersetzung vermisse ich in Meetings! Bei Punkten, in welchen keine einheitliche Meinung herrscht, hören Diskussionen viel zu früh auf. Das Motto: Wer kriecht, der stolpert nicht…
Woran das liegt? Meiner Meinung nach ist es die von Führungskräften eingeforderte und oft falsch verstandene Loyalität. Diese wird so zum Verhinderer im Blockbuster „Meeting am Montag“. Denn es stellt sich die Frage, wer als loyal empfunden wird. Meist die Ja-Sager, die das Wort des Vorgesetzten als Gesetz auffassen und bedingungslos umsetzen. Wer bei Besprechungen den Standpunkt des Vorgesetzten beklatscht und ihm im persönlichen Gespräch nach dem Mund redet, besteht den Loyalitäts-Stresstest.
Illoyal empfunden wird hingegen, wer seine Meinung äußert, natürlich nur dann, wenn diese von der des Vorgesetzten abweicht. Wer eine Schnapsidee auch Schnapsidee nennt. Widerspruch wird als Beleidigung aufgefasst.
Wodurch zeichnet sich wahre Loyalität des Mitarbeiters aus? Dadurch, dass er auf Risiken, Gefahren, Fehler und Schwierigkeiten hinweist. Die meisten Führungskräfte scheitern daran, dass sie die Realität nur noch schwer erkennen können, weil sie umgeben von harmoniesuchenden Mitarbeitern ein verzerrtes Bild serviert bekommen.
Es braucht Mut, kritische Feedbacks von den Mitarbeitern einzufordern. Noch mehr Mut, diese anzunehmen. Verstehen Sie es als Vertrauensbeweis, wenn Mitarbeiter sich kritisch äußern! Lernen Sie solche Situationen zu schätzen, anstatt sie zu unterbinden.
Und so gelingt die Regie Ihres persönlichen Besprechungsblockbusters:
- Thematisieren Sie die Harmoniesucht. Erläutern Sie, wozu eine gesunde Auseinandersetzung führt, wie wichtig diese ist. Sorgen Sie damit für eine Kultur, in der solche Auseinandersetzungen gelebt werden können.
- Achten Sie auf unausgesprochene, unterschiedliche Meinungen in Besprechungen. Fragen Sie nach und gehen Sie tiefer. Bewegen Sie die Teilnehmer dazu, ihre Differenzen offen auszutragen. Falsch verstandenes Harmonieverständnis hemmt.
- Halten Sie diese Spannung der Auseinandersetzung, auch wenn Sie sich damit unbeliebt machen. Nach einem Gewitter ist die Luft klarer, nach einer Auseinandersetzung kommt die Harmonie.
- Betrachten Sie einen zu schnellen Konsens als kritisch. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich mehrere Teilnehmer in komplexen Themen auf eine einzige Meinung einigen.
- Fördern Sie engagierte, ungefilterte und energische Diskussionen. Streiten Sie sich richtig.
- Klären Sie Ihre Rolle. Leiten Sie die Besprechung oder sind Sie Teilnehmer? Und wichtiger noch, lassen Sie das alle wissen.
- Kommt es zu keiner Einigung, entscheidet der Vorgesetzte.
- Egal, welchen Standpunkt Sie anfangs vertreten haben, stellen Sie sich anschließend hinter die getroffene Entscheidung.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.
Bild: Fotolia / Urheber: fotogestoeber