Was halten Sie von einem echten Grundvermögen, das Menschen, Produkte oder Unternehmen auszeichnet? Ein Thema, das in vielerlei Gewändern regelmäßig im Fokus steht? Es ist die Fähigkeit, sich selbst oder anderes neu zu erfinden – in aller Munde und fast schon zum Buzzword mutiert: Disruption.
Das englische „to disrupt“ bedeutet „stören, zerreißen, durchschlagen“, aber auch „einen Plan durchkreuzen“. Disruptives Denken und Handeln zerstört oder durchkreuzt etwas. Für uns allerdings ist dieses Wort unklug gewählt, hat aber in seiner martialischen Aggressivität Verbreitung und damit seine Berechtigung gefunden. Doch was bedeutet es? Disruptive Vorgänge stellen alles Bekannte radikal auf den Kopf. Bisherige Erfolgsmodelle zerfallen und mit ihnen die Unternehmen, die durch sie überholt werden. Insolvenz oder Übernahme, lautet dann die Frage. Doch die treffendste Bezeichnung für uns ist einfach „etwas neu erfinden“.
Neue Märkte lösen Disruption aus
Die Kondratjew-Zyklen zeigen: Große Veränderungswellen zerstören immer wieder das Alte. Baumwolle, Elektrizität, Dampfmaschine, Stahl, Erdölnutzung oder das Internet: Sie alle ließen keinen Stein auf dem anderen. Und auch ihr Umfeld gebiert neue Nutzungschancen. Das Internet und das Silicon Valley beweisen immer wieder, mit welchem Tempo umstürzlerische Neuerungen die Märkte aufmischen. Beeindruckend. Und so pilgern viele berühmte CEOs und Führungskräfte ins Tal der Einsen und Nullen, um mit einer Tüte voll bahnbrechender Ideen wieder heimzureisen. Gegenüber dieser disruptiven Kraft scheinen unsere Begriffe „Querdenken, gegen den Strom schwimmen, Neuerfindung oder Innovation“ zahnlose Tiger zu sein.
Natürlich hat das Internet einen gigantischen Wandel ausgelöst. Doch gilt das immer und überall? Die Disruption gilt vor allem für die Verlierer. Auf der Seite der Zerstörer sind die Errungenschaften zwar extreme Innovationen, kommen aber niemals komplett aus dem Nichts. Auch ein iPhone ist noch ein Mix aus Telefon und Computer, und Uber ist definitiv ein Unternehmen, das von der Personenbeförderung lebt.
Die alte Story wiederholt sich
Ein Modewort wird von seinen „First Movern“ vereinnahmt. Das beeindruckt, zeugt von Klasse und Vorausdenken. Das Wort wird in Meetings und Kongressen so lange penetriert, bis kollektive Bewunderung in Ablehnung umschlägt. Alle sind genervt. Doch das ist schade. Denn disruptives Denken und Handeln hält viel Hilfreiches für jeden Menschen bereit.
Nutzen Sie Ihren disruptiven Geist immer wieder: Stellen Sie Bestehendes infrage. Stellen Sie die Daseinsberechtigung von Produkten und Märkten, selbst Ihre eigene, immer wieder auf den Prüfstand. Wo liegt der Kern Ihrer Wirkung? Worin besteht Ihre Daseinsberechtigung heute und worin in zehn Jahren? Folgen Sie Ihren Antworten konsequent und bleiben Sie immer ein Vorreiter.
Und lassen Sie sich von Modewörtern nicht überrumpeln
Weder zur Be- noch zur Entgeisterung. Finden Sie die tiefere Bedeutung einer Bewegung und ziehen Sie eigene Schlüsse daraus. Disruption ist ernst zu nehmen. Es ist atemberaubend, wie schnell sich heute Märkte, Produkte, Unternehmen und Menschen verändern müssen. Für „Bremser“ die Hölle, für „Menschenentwickler“ der Himmel. Ruhen Sie sich nicht auf Ihren Lorbeeren aus. Ziehen Sie täglich eine Nullpunktlinie. Überschreiten Sie diese, ohne der Vergangenheit Einlass zu gewähren. Dann sind Sie wach, präsent und frisch im Kopf. So werden Sie zum Gewinner der Disruption. Und was gibt es Schöneres, als in der Veränderung erfolgreich zu sein?
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.
Bildquelle: ©pixabay – Life-Of-Pix