Ein Wolfsrudel ist einfach organisiert: Es gibt einen Leitwolf, der das Sagen hat und dem sich alle unterordnen. Er ist das stärkste Tier mit den besten Instinkten. Er regelt alles, gibt das Ziel, den Kurs und die Geschwindigkeit vor. Wenn ihm etwas nicht schnell genug geht, macht er es lieber selbst. Wenn er rennt, rennen alle. Und wenn er angreift, hat er das Rudel hinter sich. Damit hält er sein Umfeld klein, um selbst groß zu scheinen. Der Leitwolf ist der Macher unter den Wölfen.
Echte Macher beherrschen auch unsere Zeit. Sie galten lange als Helden und Vorreiter in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das System von Leitwolf und Rudel wurde übertragen, aber es funktioniert heute nicht mehr. Die Machtfülle des Machers wurde zum Bremsklotz für andere. Die Lebensgeschichten von Anton Schlecker, Leo Kirch und Adolf Merckle sind Paradebeispiele dieser Ära.
Die wenigen Macher trieben früher alles voran
Die Abhängigen schlüpften bei ihnen unter. Die unausgesprochene Absprache lautete: Der Macher sorgt für dich, dafür widmest du dein Leben der Firma. Durch ihre Art erschufen sie ungewollt Abhängige, Jammerer und To-do-Listen-Abarbeiter. Doch ihre Zeit ist vorbei, denn mit der Zeit haben sich auch die Menschen geändert.
Erst brauchte es Mitläufer, dann Mitarbeiter. Heute benötigen wir Mitdenker. Menschen wollen im 21. Jahrhundert stark sein und geben sich nicht mehr damit zufrieden, dominiert zu werden – auch nicht gegen Sicherheit oder Geld.
Was wir brauchen, sind neue Vorbilder!
Nachdem die alten ausgedient haben, ist ein emotionales Vakuum in einer instabilen Zeit entstanden. Es hat sich ein Gegenpol zum Machertum entwickelt: Ich nenne sie die Führungslosen. Genauso wie die Macher gibt es sie auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Bei den Führungslosen handelt es sich um diejenigen, die sich gegen das System der Macher auflehnen, die anders sein wollen. Sie wollen den Machern die Macht entreißen, die diese jahrzehntelang auf sich zentriert haben.
Führungslose wollen das Imperium der Macher zerstören. Deshalb repräsentieren sie deren Gegenteil: Während Macher Verantwortung an sich reißen, weisen Führungslose diese von sich. So, wie der Macher nach dem Prinzip „Am besten macht man alles selbst“ strebt, möchten Führungslose, dass andere Menschen ihre Probleme lösen. Doch auch ihr System bröckelt. Auch ihre Zeit ist vorbei. Immer rigoroser entlarvt die Gesellschaft sie als Luftpumpen – an allen Ecken und Enden erkennen wir Führungslose an ihrer Wirkung. Dort herrschen Schuldsuche, Ausreden, Blockaden, Verantwortungs-Verweigerung und Mittelmaß.
Transformation zum Menschenentwickler
Wir befinden uns in einer Übergangszeit, in der wir Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen müssen. Durch Transformation können Macher und Führungslose zum „Menschenentwickler“ werden. Es spielt keine Rolle, von welchem Pol die Führungskraft startet. Menschentwickler treiben an, ohne anzutreiben. Sie zeigen den Weg, ohne den Weg zu weisen. Sie formen, ohne in Formen zu zwingen. Sie lassen los, indem sie zupacken. Sie packen zu, indem sie loslassen. Sie sind erfolgreich, ohne die Welt zu vergewaltigen. Ihre Wirkung: Sie stärken und ermächtigen Menschen und führen sie zur Verantwortung „für das Ganze“. Sie bringen die Bedürfnisse von Individuum und Kollektiv in eine fruchtbare Balance. Sie zeigen, wie durch Geben, Wachsen und Geschehen lassen nicht nur einer siegt, sondern alle gewinnen.
Die neuen Vorbilder sind wie Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise. Er führt mit Autorität, ohne autoritär zu sein. Und er verlässt sich auf das, was die anderen können. Ja, mehr noch: Er fordert Dinge ein, von denen er ahnt, dass die Crew sie beherrscht. Und sein Vertrauen wird belohnt. Mit echten Erfolgen statt durchschnittlichen Ergebnissen.
Führen heißt Vorleben
Das gilt auch im Zusammenhang von Werten. In meinem Videobeitrag „Wertediskussion – Respekt selbst leben“ lade ich Sie ein, über Folgendes nachzudenken: Leben Sie die Werte, die Ihnen wichtig sind, oder fordern Sie von anderen Werte ein? Konzentrieren Sie sich auf Ihre Talente, machen Sie daraus Stärken und schenken Sie diese anderen? Respektieren Sie den anderen mit seinen Talenten und schätzen Sie ihn wert? Es ist immer einfacher, die Defizite anderer wahrzunehmen, als die eigenen zu erkennen und daran zu arbeiten – aber nur so werden Sie der Beste, der Sie sein können.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.
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