Viele Workshops und harte Diskussionen in der Geschäftsführung enden in der Verabschiedung einer neuen Strategie. Allen scheint klar, wie wichtig die strategische Neuausrichtung ist. Die Strategie wird präsentiert, die Maßnahmen werden festgelegt und budgetiert. Mit viel Engagement geht es ans (Tages-)Werk. Und ein Jahr später stellt sich heraus, dass die Umsetzung weitestgehend auf der Strecke blieb.
War die Strategie zu anspruchsvoll oder falsch? War sie zu spät, zu früh, oder lag es am schlechten Wetter? Es werden Argumente bemüht, die – jedes für sich allein – völlig nachvollziehbar scheinen. Doch wie reagiert die Geschäftsführung darauf? Akzeptiert sie die zahlreichen Gründe für das Scheitern und fügt sich den Umständen? Oder stellt sie sich entschieden dagegen?
Ich nehme eine Tendenz zu einer schleichend wachsenden Inkonsequenz wahr. Stillschweigend von höchster Stelle geduldet – nicht selten vorgelebt. Denn der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken. Solange die Zahlen noch einigermaßen stimmen, solange wird ein Umsetzungsprozess nicht konsequent nachverfolgt.
Wie gehen Sie selber damit um, wenn Sie Inkonsequenz begegnen? Was löst diese bei Ihnen aus? Haben Sie sich damit arrangiert? Stören Sie sich daran, da Sie selber konsequent sind? Gehen Sie in die Auseinandersetzung, bekämpfen Sie Inkonsequenz aktiv?
Was sind die Folgen, wenn das konsequente Umsetzen der Vorhaben auf der Strecke bleibt?
- Die Lethargie steigt. Jeder gewöhnt sich an den Zustand. Der Organisation fehlt es schließlich an Kraft.
- Es verärgert jene Mitarbeiter, die verbindlich arbeiten und sich daran orientieren.
- Wenn das Umsetzen halbherzig erfolgt, bindet dies Ressourcen und kostet damit Geld.
- Die Unruhe steigt, das Vertrauen sinkt. („Wenn das nicht gültig ist, war dann alles andere auch nicht gültig?“)
Inkonsequenz macht unglaubwürdig. Unglaubwürdigkeit ist eine schlechte Basis für die Zusammenarbeit, verunmöglicht Führung und damit Erfolg. Professionalität bedeutet, Dinge zu schaffen, nicht Dinge zu versuchen. Professionalität ist, sich Zeit zu nehmen zum Nachdenken und entschlossen anzupacken.
Drei Tipps, um konsequenter zu führen.
- Zusagen sind Ehrenworte. Deshalb fordern Sie nur, was wichtig ist.
Beginnen Sie zuerst bei sich selbst. Tun Sie genau das, was Sie sagen, und leben Sie es vor? Das beginnt in kleinen Dingen, indem beispielsweise Sie selbst pünktlich zu Besprechungen erscheinen und Zusagen für Abgabetermine einhalten. Im Kleinen zeigt sich, wer Großes im Stande ist zu leisten.
- Definieren Sie Ziele glasklar und legen Sie Kontrollen fest.
Rein qualitativen Zielen („Wir müssen bessere Angebote erstellen“) bringen nichts. Sie sorgen mehr für Unklarheit. Quantifizieren Sie die Ziele und leiten Sie Aktionen mit Terminen und klarer Verantwortung ab. Wer, was, bis wann und halten Sie das schriftlich fest.
Kontrolle ist ein wichtiges Hilfsmittel, die Ziele zu erreichen (siehe Blog „Jeder Mitarbeiter hat ein Anrecht auf Kontrolle!“). Legen Sie frühzeitig die Kontrolltermine fest und reservieren die Zeit in der Agenda. So sichern Sie sich ab, dass nicht Dringendes das Wichtige dominiert.
- Kontrollieren Sie und gehen in Sie die Auseinandersetzung.
Dass Sie diese Kontrollen konsequent durchführen, versteht sich von selbst. Seien Sie bereit, in die Auseinandersetzung zu gehen. Überwinden Sie die Angst, unbequem zu sein. Seien Sie klar in der Ansprache von negativen Abweichungen und dabei zugleich respektvoll. Tolerieren Sie keine Ausreden. Fragen Sie statt „Warum ist der Auftrag noch nicht fertig?“ lieber „Welche Maßnahmen ergreifen Sie, damit der Auftrag noch fertig wird?“.
Doch welche Vorteile bietet Inkonsequenz? Manche Menschen vertreten den Standpunkt, dass man durch Inkonsequenz im Privatleben einen Ausgleich zum Beruf schaffen kann. Leben – anstatt immer und überall zu funktionieren – das ist die Idee dahinter. Ich bin da ganz anderer Meinung. Was im Job gilt, gilt auch im Privaten: Sie erzeugen Glaubwürdigkeit auch hier nur durch konsequentes Verhalten; Konsequenz schafft eine Leitplanke für Partner und Familie, sie schafft Vertrauen und einen sicheren Anker. Auch zuhause und in Ihrem persönlichen Umfeld können Sie nur das einfordern, was Sie vorleben. Und das ist nicht nur anstrengend, es bringt zugleich eine tiefe Befriedigung und Entspannung.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.