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Wenn ich ein Siegertyp wäre, dann …

wenn ich ein siegertyp wäre, dann …

Inhaltsverzeichnis

Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen Siegertyp aus? Ich möchte Ihnen heute von zwei Typen Mensch erzählen. Als Beispiel dienen dazu die Geschichten von zwei Schulfreunden, die das gleiche Ziel vor Augen hatten: Sie beide wollten Lehrer werden. Für viele eine Berufung! So schreiben sich beide an der Universität ein. „Dir geht alles so leicht von der Hand“, sagt irgendwann der eine zum anderen. Und tatsächlich: Im Praktikum ist Raphael immer pünktlich, er meistert Schwierigkeiten mit Schülern und hält erfolgreich seine erste Unterrichtsstunde. Phillip dagegen sieht sich eher gezwungen. Er muss das Praktikum machen, um im Studium weiterzukommen. Raphael hingegen will das Praktikum machen, denn er weiß, dass er nur so seine eigenen Erfahrungen sammeln kann.

In der Konsequenz ist auch der Erfolg des Praktikums bei beiden recht verschieden. „Mir fällt das alles schwerer als dir. Ich lerne jeden Abend zu Hause und zwischendurch im Zug. Ich will das wirklich – und dazu muss ich den Kurs bestehen“, erklärt Phillip. „Du dagegen bist einfach ein Siegertyp. Das war schon immer so. Dir fällt es leicht – so wie damals in der Schule: immer der Gewinner!“ Phillip bricht das Studium nach drei Semestern ab und beginnt eine Lehre als Bankkaufmann. Irgendwann würde er einen anderen Weg finden, vielleicht als Berufsschullehrer. Fünf Jahre später unterhalten sich Raphael und Phillip noch einmal über ihre gemeinsame Studienzeit. Raphael ist mittlerweile Lehrer und Phillip immer noch Bankkaufmann. „War ja klar, dass du es schaffst. Was du anfasst, gelingt dir.“ Aber ist Raphael wirklich einfach ein Siegertyp?

„Lust auf Leistung“ als Prinzip

Da Raphael stets das Ziel vor Augen hatte und erkannt hat, welche Hilfsmittel er benötigt, hat er sein gewünschtes Ergebnis erreicht. Es ging darum, Ressourcen zu verwalten, zu erkennen, wann was gelernt werden muss und welche Leistung wo notwendig ist. Dabei geht es weniger darum, ein Siegertyp oder der Beste in allem zu sein – sondern die beste Version seiner selbst.

Vor meinem Unfall war ich Leistungssportler, nicht nur im Tun, sondern auch im Herzen. Ich konnte im Tennis diese absolute Leidenschaft für den Sport entwickeln, den ich liebte, und paarte diese mit einer extremen Leistungsbereitschaft. Denn körperliches Austoben tat mir gut, sehr gut sogar. Irgendwo habe ich gelesen: Blutgruppe 0 muss Sport treiben, die Blutgruppen A und B können es – und ich bin Blutgruppe 0. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber für mich fühlt es sich so an. Auf jeden Fall ist mir der durch den Sport entwickelte Wille als grundlegende Philosophie jenseits des Sports geblieben.

Das Prinzip »Lust auf Leistung« blieb mir nach dem Unfall erhalten, obwohl es nicht jedem schweren Unfallopfer gelingt, sich dieses innere Feuer wieder anzuzünden und eine ähnliche Leidenschaft zu entwickeln. Der Transfer der Idee hinter dem Sport in den Alltag ist mir dankenswerterweise gelungen. Denn Selbstmitleid und Verbitterung sind ebenso große Gefahren wie die Resignation der Umwelt, die mit einem Zuviel an Hilfe die Eigeninitiative erstickt. Ich bin meinem Großvater und meinen Mentoren heute sehr dankbar: Sie achteten peinlich genau darauf, dass ich mich in schwereren Wachstumsphasen nicht in Zynismus oder Selbstmitleid ergötzte. Mein Opa, der den Krieg erlebt hatte, kannte Menschen, die an ihrer aus dem Krieg mitgebrachten Behinderung innerlich zerbrochen waren. Das war seine große Sorge, weshalb er mir sehr klare Feedbacks gab. Seine Mahnungen taten bisweilen weh, doch sie halfen mir sehr.

Also nahm ich den Leistungssport wieder auf. Ich durfte um die Welt reisen und viel erleben: Toronto, Tampa, Hongkong, Sydney. Das war ein großes Geschenk. Fast nebenbei wurde die Behinderung zur Selbstverständlichkeit. Ich erlebte eine tolle Zeit. 1996 wurde ich zum ersten Mal deutscher Vizemeister im Rollstuhlrugby und 1997 Deutscher Meister im Rollstuhltennis. Ein Jahr später wurde ich zum besten europäischen Rollstuhlrugby-Spieler gewählt. 1999 gehörte ich zum deutschen Nationalteam und wir wurden Vizeeuropameister. Im Jahr 2000 durfte ich zu den Paralympics nach Sydney und wurde dort ins Sportstudio zu einem Live-Interview eingeladen.

Es geht nicht ums Gewinnen

Macht mich das alles zum Siegertypen? Ich verrate Ihnen mal ein Geheimnis: Ich siege nicht gerne über andere, ich bin kein Wettkämpfer, ich generiere keine Energie beim Übertrumpfen von anderen, auch wenn sich vieles so liest: Ich habe mich schon des Öfteren dabei ertappt, wie ich mich für andere mitfreute, wenn sie Kraft aus einem Sieg zogen – sogar, wenn sie gegen mich gewonnen hatten. Wettkämpfer tun das sicher nicht. Wettkämpfer vergleichen sich und wollen andere übertrumpfen, der Beste sein. Bei hundert Mitarbeitern kann nur einer der Beste sein: ein Gewinner, 99 Verlierer. Das Prinzip gefällt mir nicht. Doch beim Prinzip »Werde der beste Mensch, der du sein kannst« kann es hundert Gewinner geben – und das gefällt mir.

Betrachten Sie deshalb bitte Wettbewerb als reine Entwicklungshilfe und nicht als Bedrohung oder als Dominanzbestätigung – ganz gleich, ob intern oder extern. Sie müssen kein Wettkämpfer oder Siegertyp sein, da sie niemanden besiegen müssen. Werden Sie einfach der beste Mensch, der Sie sein können, und helfen Sie anderen, dies auch für sich zu erreichen. Seien Sie nicht besser, sondern anders – dann gibt es mehr Gewinner. Besser sein heißt besiegen und führt dazu, höher, schneller, weiter zu denken. Anders sein heißt Einzigartigkeit und führt dazu, flexibler, klarer und tiefer zu denken.

Für mich galt es, auch das Thema Sport und Leistung mit der Zeit zu transformieren. Heute halte ich mich mit Krafttraining und Handbike-Fahren fit. Natürlich erfordert auch das eine gewisse Selbstdisziplin und Konsequenz, denn im Fitnessstudio kostet es mich viel Zeit und Aufwand, vom Rolli auf die Geräte auf- und abzusteigen. Ich spüre bei jedem Training, mit welchem Respekt meine Bemühungen gesehen werden. Manche allerdings schauen mich eher mitleidig an: Für sie bin ich ihr personifizierter Albtraum. Doch für viele bin ich im Lauf der Zeit zu einem Vorbild geworden. Immer wieder sagen Menschen zu mir: »Nachdem ich dich hier gesehen habe, gibt es für mich keine Ausrede mehr, nicht zu trainieren.« Das freut mich. Meine Konsequenz bringt auch ein sehr wichtiges Ergebnis für mich. Denn ohne dieses Training könnte ich die Reisebelastungen und die Anstrengungen, die meine Arbeit als Coach und Speaker erfordert, niemals auf einem so hohen Niveau stemmen.

Erst steigern – dann halten

Da ich seit 29 Jahren alles mit Schultern und Armen mache, geht es heute mehr um allgemeine Fitness und nicht mehr um Leistungssteigerung. Trotzdem kommt eine unerwartete Form der Selbstdisziplin hoch, weil ich mich beim Training immer wieder bewusst zurückpfeifen muss: Manches Mal, wenn ich nicht aufpasse, kommt der Leistungssportler in mir durch. Er will schneller, höher, weiter. Er fährt dann mit dem Handbike zu schnell den Berg hoch und will unbekanntes Gelände erforschen. Einmal musste ich sogar die Polizei rufen, weil ich mich in einem schmalen Weg an einem Hang festgefahren hatte. Diesen Typen in mir habe ich noch nicht ganz transformiert, aber ich bin dran. Wir werden langsam Freunde, und auch für diesen Prozess kann ich eine Leidenschaft entwickeln.

Früher ging es ums Steigern, heute geht es ums Erhalten. Hier bin ich noch nicht bei der unbewussten Kompetenz angelangt, doch ich bin auf dem Weg. Auch im Wirtschaftsleben geht es viel um Leistungssteigerung. Doch der »Höher-schneller-weiter-Wahn« kommt an seine Grenzen. Wir müssen umdenken: Klima, Energie, Umwelt – das ist schon vielen bewusst. Deswegen gilt in Zukunft: flexibler, klarer, tiefer. Weniger besser sein, mehr anders sein. Also: Sie müssen kein »Wettkämpfer« sein – Sie müssen ein »Ausredenbezwingertyp« sein.

Beobachten Sie sich noch genauer. Woraus ziehen Sie Energie? Im Sieg über andere? Das erkennen Sie auch daran, wie sehr es Sie freut, wenn anderen etwas nicht gelingt. Oder ziehen Sie Energie im Sieg über sich selbst? Lernen Sie, wie inspirierend es ist, sich Ihrem früheren Ich überlegen zu fühlen. Das macht Sie zu einem echten Siegertypen. Nutzen Sie den Vergleich mit anderen als reine Entwicklungshilfe.

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