Inzwischen ist jedem klar, dass die Digitalisierung unser Leben tiefgreifend verändert. Die einen hassen den Siegeszug der Nullen und Einsen und verurteilen die autistischen Smartphone-Tipper als moderne Zombies. Die anderen huldigen der digitalen Transformation wie einer allmächtigen Sekte. Lassen Sie uns der Sache auf den Grund gehen.
Das Internet ging aus dem Arpanet des US-Verteidigungsministeriums hervor. Aus militärischer Nutzung wurde akademische Forschung und schließlich Allgemeingut. Gestern und heute besteht das Web aus einer Vernetzung von Rechnern, die binär kommunizieren. Mit deren Zahl stiegen Tempo, Datenmenge und Verknüpfungen ebenso rasant. Um mehr Bedürfnisse für besseren Absatz gezielt zu bedienen, wurde immer zielgruppenspezifischer produziert. Komplexität und Veränderungstempo nahmen exponentiell zu.
Datenautobahnen als Lösungshighways
Heute drängen sich die Datenautobahnen als Lösungshighways für alle großen und kleinen Herausforderungen auf. Das Problem: Alles musste in Nullen und Einsen verpackt werden – die Digitalisierung war geboren. Was heute mit Fotos, Musik und Kommunikation passiert, ist längst kalter Kaffee. Die Digitalisierung macht ungeahnte Dienste, Produkte, Informationen und Mobilität möglich.
Ob autonomes Fahren, vergessener Parkplatz oder niedriger Blutzuckerspiegel: Die Möglichkeiten sind schwindelerregend. Viele ergeben Sinn, andere nicht. Doch die Wucht dieser Ideen trifft jeden von uns. Ob gewollt oder nicht. Wie beim „Mensch ärgere dich nicht“. Sie können sich am Spiel erfreuen und seine Spielregeln nutzen oder sich über sie beschweren. Welche Sichtweise klüger ist, entscheiden Sie.
Ich möchte noch eine weitere Sichtweise ins Spiel bringen. Denn auch die Digitalisierung schafft am Ende nur Produkte, die ein Mensch kaufen möchte – egal, ob vernünftig oder nicht. Siehe den Tabak- oder Alkoholkonsum. Fast immer geht es dabei um Emotionen, die unser Leben ausmachen. Es geht also nicht um die Menge der Atemzüge, die wir tun, sondern um die Zahl atemberaubender Momente in unseren Leben.
Selbstverantwortung als Schlüssel
Welch wunderbare Orientierungshilfe. Immer wieder läuft sie auf die Frage nach „Herr oder Sklave“ hinaus. Sind wir Herr oder Sklave unseres Smartphones und der ständigen Erreichbarkeit? Herr oder Sklave unserer Ziele? Unseres Perfektionismus? Der Digitalisierung? Ja, Herr oder Sklave unseres Lebens? Selbstverantwortung ist der Schlüssel. Wie viel Einfluss gewähre ich den Umständen, die an mir zerren und wie begegne ich ihnen? Kurz: Wie clever nutze ich die Digitalisierung für mein Leben?
Ein Beispiel aus dem Führungsalltag: Heute leiten Führungskräfte immer mehr über Distanz. Daher rührt der wachsende Wunsch nach autonom agierenden, hoch selbstverantwortlichen Menschen. Wir wissen alle, wie schwer sie zu finden sind. Weil aber Führen ein emotionaler Akt ist, sollten wir unsere Kommunikationsmedien entsprechend wählen. Das persönliche Gespräch im selben Raum bringt die größte emotionale Bindung. Skype reduziert diese Emotionen bereits, Telefon und Schriftverkehr noch mehr. Ein Eins-zu-eins wirkt intensiver als in der Gruppe. Wenn Sie der Wirkung dieser Kanäle sensibel Rechnung tragen, nutzen Sie die Werkzeuge digitalisierter Kommunikation sensibel und clever.
Sklave oder Herr? – Hilfsmittel bewusst nutzen
Bitte beobachten Sie, in welchen Momenten Sie Herr oder Sklave sind. Und werden Sie sich über die Auslöser klar. Je bewusster Sie „Herr“ werden, desto stärker werden Sie. Je stärker Sie so werden, desto mehr können Sie andere stärken. So einfach ist das – und scheinbar doch so schwer, umzusetzen. Das ist und bleibt eine Herausforderung. Jeden Tag aufs Neue.
Weitere Impulse zum Thema Digitalisierung erfahren Sie in der Video-Folge „Digitalisierung – Hilfsmittel erleichtern und erschweren“ von Grundls Gründe. Der Schlüssel ist immer, neue Hilfsmittel für sich zu nutzen, ohne die eigene Verantwortung abzugeben. Denn nur so können Sie auch sich selbst entwickeln.
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