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„Erwachen“: Worte und Menschen einordnen

schubladendenken

Inhaltsverzeichnis

Sind Sie noch dabei oder haben Sie den Text beim Lesen des Wortes „Erwachen“ sofort weggeklickt? Wenn Sie sich ausgeloggt haben, dann haben Sie das Wort „Erwachen“ bereits in einer Schublade, die Schublade zugemacht, den Schlüssel gedreht und ihn vermutlich noch weggeworfen. Vielleicht haben Sie aber auch die Verfasserin dieses Textes in eine Schublade gesteckt und gedacht: „Aus welchem Teebeutelweitwurfclub kommt denn die?“

Das Schubladendenken ist ein System und kann Menschen von Nutzen sein oder sie ausbremsen. Ich möchte Sie jetzt gerne einladen, eine Minute inne zu halten und sich zu überlegen, wie schnell Sie Menschen in Schubladen stecken. Wie oft tun Sie das und wie lange bleiben die Menschen in der Regel in der Schublade?

Noch eine Frage: Kriegen Sie mit, was der andere Ihnen vermitteln will, wenn er in Ihrer Schublade steckt? Und kann es sein, dass Sie sich dann wundern, dass andere Ihnen nichts mehr erzählen?

Sie können aus dem Schlaf erwachen, aus einer festgefahrenen Partnerschaft, aus einem sich immer wiederholenden Muster oder aus einem Alptraum – um nur einige Beispiele zu nennen.

Befassen wir uns in Sachen Schubladendenken doch mal mit Menschen. Dazu lade ich Sie auf ein kleines Experiment ein. Denken Sie einmal an Ihren Kundenberater bei der Bank, an Ihren Versicherungsberater, an einen Arbeitslosen, einen Alkoholiker oder einen Ausländer. Welche Konstrukte haben sich in Ihren Gedanken nun gebildet, aufgrund Ihrer Annahmen, Erfahrungen und Eindrücke? Und was denken Sie über Ihr Ergebnis?

Ist dieses Schubladendenken etwas Schlechtes? – Nein, denn es hilft uns, uns zu orientieren und den Überblick zu bewahren. Die Welt ist sehr komplex und täglich prasseln Millionen von Informationen auf uns ein. Diese müssen irgendwie verarbeitet werden, sonst könnten wir gar nicht klar denken. Systeme wie das Schubladendenken helfen uns dabei, Informationen und Erfahrungen zu filtern und zu verarbeiten.

Die Frage zu dem genannten System ist viel mehr: Wie gehe ich damit um? Schmeiße ich zum Beispiel den Bankangestellten in die Abzocker-Schublade oder den Arbeitslosen, den Ausländer und den Drogensüchtigen in die Schublade „hoffnungslose Sozialhilfeempfänger“? Wenn dem so ist, dann wird es für denjenigen schwierig werden, je wieder aus dieser Nummer heraus zu kommen, obwohl das Bild im Grunde genommen nur ein von Ihnen gebildetes Konstrukt ist, und nichts mit dem Menschen zu tun hat, der gerade vor Ihnen steht.

Wir alle denken irgendwie in Schubladen. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Wie wende ich mein Schubladendenken wirkungsvoll an? Nutzen Sie es, damit Sie sich besser orientieren können. Setzen Sie es ein, um Menschen grob einzuordnen. Zum Beispiel jemand, der Ihnen eine Hilfe für Ihre weitere Entwicklung ist. Oder jemand, dem Sie vertrauen.

Das Allerwichtigste, was Sie beim Anwenden dieses Systems jedoch beachten sollten: Lassen Sie die Schublade stets offen und schauen Sie ab und zu wieder rein und bewerten Sie neu – oder wollen SIE bei anderen immer in der gleichen, verschlossenen Schublade stecken?

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