Haben Sie sich bereits mit divergentem und konvergentem Denken beschäftigt? Vermutlich sind Ihnen einige Trainingsansätze im Bereich Teambuilding bekannt. Auffällig bei allen Modellen ist, dass zwei Persönlichkeitstypen fast immer auftauchen: der Macher und der Erfinder. Dabei wird schnell klar, dass langfristige Erfolge ohne die konsequenten Umsetzer, aber auch ohne kreative Ideenfinder nicht möglich sind. Es braucht also divergentes und konvergentes Denken.
In der Theorie erscheint Teambuilding ganz einfach. Sie müssen nur mindestens einen Kreativen und einen Konkreten mit hinzunehmen. Der eine liefert die Inspiration, die der andere mit Tatkraft und Transpiration zum Produkt werden lässt. Dass dies leider nicht so einfach ist, wissen Sie natürlich. Aufgrund der Unterschiede beim divergenten und konvergenten Denken arbeiten die beiden oft aneinander vorbei oder sogar gegeneinander, weil eine Konkurrenzsituation entstehen kann. Jeder kennt das und leidet darunter:
Es wird nicht „mitgedacht“, sondern „gegengedacht“
Der Unterschied zwischen diesen beiden Typen liegt in ihrer gegensätzlichen Art zu denken. Der Umsetzer nutzt das konvergente Denken. Der Denker und Entwerfer setzt auf das divergente Denken, das der Volksmund auch „Querdenken“ nennt. Es ist nicht linear. Es erinnert eher an einen Geier, der eine verletzte Beute umkreist. Konvergentes Denken hingegen ist linear und geht den geraden Weg zum Ziel. Es erinnert an eine Schlange, die sich anschleicht und vorschnellend zupackt, um nicht mehr loszulassen. Kurz: Divergentes Denken erschafft Neues, konvergentes Denken verdichtet Bekanntes.
Von einem fixen Ausgangspunkt aus entwickelt sich das divergente Denken in viele „unlogische“ Richtungen. Es ist das Denken des Künstlers. Der Blick wandert mal hier, mal dort hin, und überall werden Assoziationen und Assoziationsketten gebildet. Die Ideen sprudeln, das Innovationspotenzial ist hoch. Oft verzettelt er sich. Beim konvergenten Denken beginnt die Person mit einem ganzen Strauß an Informationen, deren Elemente er bündelt und auf den Punkt bringt. Sprachlich verdichtet werden diese beiden Aggregatzustände in dem Satz: „Genies beginnen große Werke, Fleißige beenden sie.“
Divergentes und konvergentes Denken verbinden
Die Fähigkeit eines Unternehmens, divergentes und konvergentes Denken zu verbinden, kann man an der Einzigartigkeit seiner Produkte und deren Innovationszyklen ablesen. Wenn eine bahnbrechende Idee zur Ware oder Dienstleistung wird, dauert es eine Weile, bis sie ihren Zenit erreicht und dann von anderen überholt zu werden droht. Innovative Unternehmen warten diesen Abstieg nicht ab. Sie sind dem Markt immer schon in Gedanken und Entwürfen voraus, selbst wenn ihr Produkt seine größte Marktpräsenz noch nicht erreicht hat.
Levis Jeans und Kodak sind klassische Beispiele dafür, was passieren kann, wenn wichtige Innovationen mangels Wollen oder Können ausbleiben. Nespresso, Nintendo und Southwest Airlines als einer der ersten Billigflieger haben gezeigt, wie aus Divergenz geborene Ideen zunächst über das Konvergente Denken triumphieren, um dann Hand in Hand mit ihm zu dauerhaft erfolgreichen Innovationen zu werden. Die Disruption wäre ohne innovative Divergenz nicht möglich, während ihre Geistesblitze ohne das konvergente Gegenteil niemals zu überzeugender Marktreife gelangen.
Deswegen: Haben Sie stets beide Pole im Blick
Fördern Sie den Respekt vor beiden Polen des divergenten und konvergenten Denkens bei allen Mitarbeitern. Merken Sie sich: Wenn eine Firma sich selbst nicht immer wieder zerstört, um sich neu zu erfinden, wird es eine andere endgültig durch den Wettbewerb tun. Vorweggehen oder Nachziehen – das alles hängt von Ihrer Innovationskraft ab. Wählen Sie selbst Ihren Weg. Seien Sie bei dieser Schicksalswahl weise! Machen Sie dabei aus Mitläufern Mitwisser, aus Mitwissern Mitarbeiter und aus Mitarbeitern Mitdenker – zum Wohle aller.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.
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