Intellektuelles Verstehen – emotionales Durchdringen – praktisches Umsetzen: Ergebnisse zeigen, wer jemand ist. Worte zeigen. was jemand gerne wäre.
„Herr Grundl, was Sie erzählen, kenne ich im Grunde alles schon.“ Vor einiger Zeit begegnete mir ein junger, smarter Mann nach einem Vortrag mit diesen Worten. Der Haken saß. Ich war angefressen und fragte mich, warum.
Nach einiger Überlegung wich mein Ärger einer Erkenntnis. Es ist zu einer Mode geworden, viele Dinge zu kennen. Viele Methoden, viele Thesen, viele Theorien, viele Bücher. Dabei ist jedem klar: Intellektuelles Wissen (Kennen) produziert noch lange nicht die gewünschten Ergebnisse (Können). Mit dieser frischen Einsicht fragte ich ihn: „Kennen Sie es, oder können Sie es?“ Er wurde ruhig. Seine Stirn spiegelte intensives Nachdenken. Schließlich grinste er, nickte dankbar und ging davon.
Was war passiert? Ihm wurde klar, dass er einen weit verbreiteten Denkfehler begangen hatte. Er wollte mehr durch Wissen beeindrucken, weniger durch Wirkung. Er dachte: Das Erzählte reicht, nicht das Erreichte zählt! Er glaubte, etwas intellektuell zu verstehen genüge bereits, um es praktisch zu beherrschen. Dass alles Erlernte aber aus dem Kopf zuerst ins Herz und sich dann in Ergebnisse transformieren muss, um einen Unterschied in der Welt zu machen, hatte er noch nicht durchdrungen. Dieser Denkfehler plagt viele Menschen. Auch Führungskräfte sind nicht davor gefeit, wenn sie aus immer noch neuerem Wissen schnell Nutzen und Profit machen wollen. Oft ist es viel wirkungsvoller, weniges, dafür umso entscheidenderes Wissen in der Tiefe umzusetzen.
Erfolgreiches Lernen heißt also nicht nur Wissenserwerb. Es umschließt den intensiven Prozess der Durchdringung, damit aus Wissen Wirkung wird. Dazu ein Beispiel. Wer abnehmen will, hat zwei Möglichkeiten: Die Nahrungsaufnahme reduzieren oder die Nahrungsverbrennung erhöhen. Am besten funktioniert beides zusammen. Intellektuell schnell klar, emotional umgesetzt noch lange nicht.
Räumen Sie als Förderer anderen also immer Zeit zum Durchdringen ein. Reduzieren Sie die Wissensmenge auf weniger, dafür umso wichtigere Inhalte. Fordern Sie dann deren Umsetzung so lange konsequent ein, bis die Ergebnisse eine eindeutige Sprache sprechen. Das erscheint zunächst unbequem, ist aber sehr wirkungsvoll. Und investieren Sie die gleiche Zeit in sich, wenn Sie an sich selbst arbeiten. Unterschätzen Sie niemals den nötigen Energieaufwand von tiefgreifenden Veränderungen. Change ist hochaktiv, kein passives Sacken-lassen, das so nebenher passiert.
Wer jemand ist, zeigen niemals nur seine Worte, sondern im Kern nur die erzielten Resultate. Franz Beckenbauer hat nicht darüber geredet, Fußballweltmeister als Spieler und Trainer zu werden und die Fußballweltmeisterschaft nach Deutschland zu holen. Er hat diese Ergebnisse geliefert. Das wirkt! So nutzt auch das beste Führungstraining nichts, wenn Sie das neue Know-how nicht zuerst verinnerlichen. Schließlich müssen Sie Ihren Mitarbeiter jeden Tag vorleben, was Sie ihnen vermitteln wollen.
Je näher Ihre Ergebnisse Ihre Worte spiegeln, desto stimmiger und authentischer sind Sie. Je stimmiger Sie sind, desto lieber lassen sich Menschen von Ihnen entwickeln. Der Dreiklang dazu heißt: Intellektuelles Verstehen – emotionales Durchdringen – praktisches Umsetzen. Weniger Kennen, mehr Können!