Stellen Sie sich vor, in Ihrem Leben steht eine wirklich große Entscheidung an. Sie haben ein Jobangebot erhalten, welches eine enorm große Chance für Sie wäre. Ihr Traumjob. Der Haken: Sie müssen nach New York. Eine tolle Stadt, keine Frage. Doch Sie müssten auf Ihr bisheriges Leben verzichten. Sie würden neu anfangen, Ihr Leben in Deutschland aufgeben müssen. Ihre Freunde und Familie wären in weiter Ferne. Und der nächste Knackpunkt: Sie haben nur eine Chance von 50 Prozent, erfolgreich in New York durchzustarten. Sie haben keine Garantie und das erschwert die Entscheidung noch mehr. Man sagt immer, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es liegt bei Ihnen. Gerade diese Ungewissheit ist es, die uns daran hindert, eine tragende Entscheidung zu treffen und alles auf eine Karte zu setzen. Wie ist das bei Ihnen? Würden Sie den Sprung ins kalte Wasser wagen oder zögern, weil Sie keine Garantie haben; weil Sie nicht wissen, dass es funktionieren wird?
Nur wir selbst können unsere Ziele definieren
Ich stand nach meinem Unfall vor einer ganz ähnlichen Entscheidung. Köln war mein frei gewählter Lebensmittelpunkt gewesen. Und dorthin wollte ich nach meiner Erst-Reha zurück. Doch an einen Wiedereinzug in meine alte Wohnung war mit Rollstuhl überhaupt nicht zu denken. Es musste eine passende rollstuhlgerechte Wohnung her, was bei der damaligen Wohnungsknappheit nicht einfach sein sollte. Ich saß noch dazu in der Klinik bei Stuttgart fest, und die Wohnungssuche war nur bedingt zu delegieren. Meine Eltern bemühten sich, doch meine Anfrage verstaubte in einem Aktenberg im Wohnungsamt. Am Telefon kam ich nicht weiter. Ich fragte mich: »Was muss passieren, dass ich eine Wohnung bekomme?« Ich fragte mich nicht: »Warum bekomme ich keine Wohnung?« Das ist ein großer Unterschied: Ich stellte das Ziel nicht infrage.
Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt der Reha kaum reisefähig war, musste ich wohl oder übel selbst nach Köln und bei der Wohnungsvermittlung vorsprechen. Was für ein Kraftakt: Ich besorgte mir also einen Termin, ließ mich nach Köln fahren und rollte vor die Sachbearbeiterin beim Wohnungsamt. Bis hierhin war es schon eine Strapaze, doch erst jetzt wurde es ernst. Ich wurde innerlich ruhig und entschlossen und schaute der Frau tief in die Augen und sagte: »Danke für Ihre Zeit und diesen Termin. Bitte verstehen Sie, ich gehe erst wieder, wenn Sie mir eine Wohnung zum Auszugstermin der Klinik garantieren können.« Pause, Stille. Sie kramte in Ihren Unterlagen und nickte mir zu. Innerhalb einer Woche kam die Zusage.
Das war mein erster großer Verhandlungssieg nach dem Unfall: Ich war nach Köln gefahren und hatte mir eine Wohnung ermöglicht. Und zum ersten Mal spürte ich, worauf es in der Folge und für den Rest meines Lebens ankommen sollte: entspannte Hartnäckigkeit. Hartnäckig und entschlossen handeln und dabei entspannt bleiben. Für manche sind das nicht vereinbare Gegensätze, für andere ist das genau das Geheimnis von Transformation: scheinbare Gegensätze auf geistig höhere Ebene der Persönlichkeit auflösen. Aus Nähe und Distanz wird distanzierte Nähe. Aus dem scheinbaren Gegensatz von Kapital und Mensch wird ein menschlicher Kapitalist. Aus Zweifel und Sicherheit wird zweifelnde Sicherheit.
Ich wollte also eine Haltung für meinen Weg gewinnen, bereit sein, den Preis zu zahlen, und dabei mutig Ziele setzen und verfolgen. Nicht zu viele auf einmal, eines nach dem anderen – selbst, wenn ich nicht wusste, wie ich sie erreichen sollte. Nur so konnte ich wachsen. Hätte ich allerdings immer schon vorher wissen wollen, wie ich etwas erreiche, hätte ich mich nur innerhalb meines geistigen Tellerrands bewegt. Wo Schluss ist? Keine Ahnung! Irgendwann bin ich am Limit, und bis dahin strecke ich mich – ein einfaches Prinzip.
Entschlossenheit ist Ihre treibende Kraft zum Ergebnis
Wirklich entschlossen zu sein, das ist eine starke Kraft. Dazu muss ich ein Ziel – besser ein Ergebnis – geistig in Besitz nehmen, im Voraus. Und das heißt, vom Ergebnis her rückwärts zu denken. Ich bewege mich mental zum Ergebnis und frage mich: »Was ist passiert, damit es so geschehen kann?« Und dann folge ich einfach der Antwort – das ist geistige Inbesitznahme, damit dieses Ziel wirklich mir gehört, auch wenn es mir vielleicht von anderen vorgegeben wurde. Für mich ist das die Definition einer Vision: solange ein inneres Bild vor dem geistigen Auge behalten, bis es Realität wird.
Heute ist mir klar: Sobald du innerlich tief entschlossen bist, schiebt sich dir ein Weg unter die Füße. Das Schwierige daran ist der Weg, bis du entschlossen bist! Denn sobald du eine wirkliche Entscheidung getroffen hast, sind die Sorgen vorbei. Dann kann dein Wille wirken. Hoffentlich da, wo es Sinn ergibt! Und dann gilt: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.
Fehltritte gehören dazu
Oft ist es gar nicht leicht herauszufinden, was wir wirklich wollen. Um danach vielleicht auch noch herausfinden zu müssen, für was wir gemeint sind. Deswegen ist es wichtig, immer wieder anzuhalten und zu reflektieren – und nicht nur das Hamsterrad einfach weiterzudrehen. »Das geht nicht«, heißt also eigentlich: »Das geht so nicht.« Oder: »Das geht noch nicht.« Schließlich passiert das, was die Rolling Stones so ausdrückten: »You can’t always get what you want. But if you try sometimes well you might find. You get what you need.« Der Satz: »Das geht nicht!«, findet Ausreden. Die Frage: »Was muss passieren, damit es geht«, findet Wege.
Wer nur anfängt, wenn er weiß, dass es funktioniert, möchte die Sicherheit auf Siege, ohne den Preis einer Niederlage zu bezahlen. Oder er fängt an und hat sich schon im Voraus Gründe für mögliche Niederlagen gesucht – ist also schon am Start gescheitert, denn er geht mit angezogener Handbremse an den Start. Niederlagen sind eine Form von Ablehnung, und das tut weh.
Jeder nachhaltig erfolgreiche Mensch hat schon mal mit dem Preis der Ablehnung bezahlt, auch wenn er nicht gern über ihre Niederlagen spricht. Sei also bereit, den Preis zu zahlen. Investiere in Niederlagen, um zu lernen. Am Anfang sind es mehr Niederlagen als Siege – später werden es immer mehr Siege und immer weniger Niederlagen. Doch es wird weiterhin immer wieder einmal Niederlagen geben, nur das Niveau wird wesentlich höher. Der Schmerz bei Ablehnung bleibt intensiv. Er ist ein Zeichen dafür, dass du alles gegeben hast. Doch du leidest nur noch kurz darunter, weil du schneller verarbeitest. Frage dich regelmäßig: Was würdest du tun, wenn du wüstest, dass du nicht scheitern kannst? Folge der Antwort, konsequent, und genieße dabei dein Wachstum.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.