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Zweifelnde Sicherheit – Teil 2

zweifelnde sicherheit – teil 2

Inhaltsverzeichnis

Vielleicht erinnern Sie sich an meinen letzten Blogbeitrag zum Thema „zweifelnde Sicherheit“. Heute möchte ich diese Unterscheidung noch einmal in einem anderen Kontext aufgreifen – und zwar mit Bezug auf meine berufliche Vergangenheit. Vielleicht hilft Ihnen meine Geschichte, um mit dieser Unterscheidung klarer zu sehen und zu erkennen, wann Sie zweifeln und trotzdem sicher sind.

Ein Rückblick auf eine Zeit voller Zweifel

Im Jahr 2006 führte mich der Weg gleich nach dem Studium in die Selbstständigkeit und neben meiner Tätigkeit in einem Franchise-System im Bereich Werbeflächenverkauf, arbeitete ich als Handelsvertreter für Investmentfondsprodukte. Das Jahr verging wie im Flug, so auch das Folgejahr. Als dann der Herbst Einzug hielt, lief auch der Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit aus. Das Geld vom Bankkredit war aufgebraucht und die Einnahmen aus meinen beiden Tätigkeiten deckten meine monatlichen Ausgaben nicht. Der Franchisegeber machte Druck, nebenbei zog die Bank jeden Monat unerbittlich die Raten ein. Kurz: Es wurde eng.

Erst im Sommer war ich mit meiner damaligen Freundin in eine 120m² Wohnung gezogen. Wenn die Miete auch günstig war, so musste sie doch bezahlt werden. Ende 2007 wusste ich weder, wie ich die Miete aufbringen noch wie ich meinen Anteil zum Lebensmitteleinkauf beitragen sollte. Natürlich unterstützte mich meine Freundin, bemerkte aber auch, dass meine Ergebnisse nicht meinen Vorstellungen entsprachen. Anfang 2008 kam mir schließlich die Erkenntnis: Ich musste meine Verantwortung erkennen und anerkennen und dann eine Entscheidung treffen. Ich gab meine Selbständigkeit auf, kündigte meinen Franchisevertrag und stand plötzlich wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Eine neue Chance auf Sicherheit

Wenig später saß ich zum Vorstellungsgespräch bei einem Büroeinrichtungsunternehmen mit Sitz im Schwarzwald. Der Vertriebschef und die Personalleiterin waren völlig begeistert von mir. Mein Lebenslauf hatte interessant auf sie gewirkt. Eine gescheiterte Selbständigkeit spreche für unternehmerisches Denken und Übernahme von Verantwortung. Das gefiel ihnen. Das Gespräch lief hervorragend und nur kurze Zeit nach dem Gespräch erhielt ich vom Vertriebschef die Zusage.

Es mag jetzt unglaublich klingen, aber ich wollte nicht. Trotz meiner Situation. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ich in einem Gebiet mit einer Industriedichte gegen null, erfolgreich Kopiergeräte verkaufen sollte. Also lehnte ich ab. Dennoch gab mir der Vertriebschef zu verstehen, dass er selten so einen tollen Bewerber hatte und ob er mich weiterempfehlen dürfe. Er kenne da den Inhaber einer Werbeagentur ganz in seiner Nähe und der würde jemanden für den Vertrieb suchen. Ob er hier den Kontakt herstellen dürfe. Ich war völlig platt und brachte nur noch ein karges „Na klar dürfen Sie das!” heraus. Am selben Tag bekam ich die Telefonnummer des Inhabers mit dem Hinweis, dass ich mich melde sollte.

Besagte Werbeagentur war ein Vorzeigeladen. Allein die Innenarchitektur wirkte wie in einem Hollywood Business Film. Knarriger Holzboden, moderne Möbel, maßgefertigte Schränke, helles Ambiente und viel Liebe zum Detail. Die Agentur hätte im Szeneviertel einer Metropole sein können – doch sie lag mitten im Schwarzwald. Der Inhaber war allerdings sehr speziell. Exzentrisch, fordernd, einnehmend. Und er hatte eindeutig ein Statusproblem. Neben der wirklich beeindruckenden Agentur, fuhr so ziemlich jeder Mitarbeiter, der etwas zu sagen hatte, einen weißen Audi A5 – er selbst einen R8. Nach 30 Minuten hatte ich den Job.

Ich unterzeichnete mit Eintrittsbeginn am 1. April 2008. Eine Woche zuvor durfte ich bereits in eine Art Probewoche starten – in der zweiten kündigte ich.

Die Zweifel kehren zurück

Am Donnerstag der zweiten Woche ging ich zur Assistentin der Geschäftsführung, die dem Inhaber vorgelagert war. Ich erklärte, dass ich innerhalb der Probezeit kündigen wolle. Der Job wäre einfach nicht der richtige für mich. Zwei Stunden später holte sie mich zum Gespräch mit dem Geschäftsführer und dem Inhaber. Der Geschäftsführer verhielt sich im Gespräch ruhig und sachlich, dennoch schien er enttäuscht. Keine fünf Minuten später stürmte der Agenturinhaber herein und brüllte los: „Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist? Meinst Du, Du würdest hier jeden Job bekommen, oder was? Wenn Dir Angela Merkel persönlich einen Job anbieten würde, würdest Du den sicher noch ausschlagen, Du hochnäsiger Waschlappen. War mir gleich klar, dass Du der Sache nicht gewachsen bist. Ich garantier‘ Dir jetzt eins. Ich kenne sehr viele einflussreiche Leute aus Deiner Gegend und glaub mir, ich sorge dafür, dass Du bei keinem im Umkreis einen Job bekommst. Und jetzt pack Deine Sachen und hau ab!“

Zweifel treffen auf Sicherheit

Hochrot und in voller Größe stand er vor mir, wild gestikulierend und atmend. Mit Blick auf die anderen beiden Personen im Raum nahm ich zwar wahr, dass diese Situation kein Ausnahmefall zu sein schien, war aber dennoch schwer getroffen. Ich fühlte mich schuldig und klein – ein Gefühl von Ohnmacht und enormer Unsicherheit. Gleichzeitig aber war ich erleichtert und verstand instinktiv: Diese Entscheidung war richtig. Ohne weitere Worte stand ich auf und verließ den Raum, während er nochmal nachlegte. Mit einer Lautstärke, dass es jeder in den anderen Büros hörte.

Ich packte meine Sachen und verließ den Raum. Als ich die große Holztür am Eingang öffnete, atmete ich tief die frische Luft ein und lief zu meinem Auto. Völlig durch den Wind, fühlte ich diese große Unsicherheit und brauchte jemanden zum Reden. Als ich weder meine Freundin noch meinen besten Freund erreichte, erlangte die Verzweiflung ihren Höhepunkt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Nach scheinbar endloser Autofahrt wurde ich endlich ruhiger, meine Gedanken wurden klarer und ich fühlte mich besser. Und je mehr ich nachdachte, desto sicherer fühlte ich mich mit der Wahl, die ich getroffen hatte. In Gedanken überlegte ich, was meine Freundin sagen würde und dass sie – in Anbetracht meiner Situation – meine Entscheidung vielleicht in Frage stellen würde. Für mich stand jedenfalls fest: Die Entscheidung war richtig. Und zwar für mich. Weil ich mich in diesem Job und in dieser Agentur nicht wohlfühlte.

Natürlich hatte ich weiterhin Zweifel, kam aber immer wieder zu dem Schluss, dass ich – ich allein – glücklich mit meiner getroffenen Wahl sein musste. Nach meinen positiven Bewerbungserlebnissen war mit klar, dass ich meinen Weg gehen würde. Während meine allgemeine Situation mich zweifeln ließ, gab mir die Erfahrung Sicherheit. Wie wir heute wissen, hat mich mein Weg auch an den richtigen Ort und zum richtigen Job geführt.

Und Sie?

Haben Sie auch schon einmal Zweifel gehabt und trotzdem eine innere Sicherheit verspürt? Ich hoffe, dass Ihnen diese Unterscheidung weiterhilft, es für sich zu erkennen. Für mich ist es immer ein toller Jahresabschluss: Einfach nochmal das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, auch darüber nachzudenken wie oft mich Zweifel überkamen und wie ich dennoch gute Entscheidungen getroffen habe.

Eine Idee für Sie zum Schluss: Möchten auch Sie bessere Entscheidungen treffen und sicher sein, die richtige Entscheidung getroffen zu haben? Dann empfehle ich Ihnen mein ganz persönliches Highlight: das „Steh auf“-Seminar im Dezember am wunderschönen Tegernsee. Ich lade Sie herzlich dazu ein. Wir freuen uns auf Sie. Mögen Sie der beste Mensch werden, der sie sein können.

Ihr Jochen Hummel

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