Vielleicht haben Sie selbst folgende Gedanken, vielleicht kennen Sie diese von anderen: „Wer seine Mitarbeiter ständig kontrolliert, zerstört das Vertrauen und damit die Basis jeder Arbeitsbeziehung“. Oder: „Ich muss nicht kontrollieren, meine Mitarbeiter sind selbstständig.“
Kontrollieren wird mit negativen Gefühlen verbunden. Woran liegt das? Warum meiden viele Führungskräfte Kontrolle wie der Teufel das Weihwasser?
Darf ich Sie auf ein gedankliches Experiment einladen? Angenommen, Sie besuchen einen Klettergarten. Ich gehe von Ihrem großen Interesse daran aus, dass Seile, Haken, Gurte und Sitzschlingen in einwandfreiem Zustand sind. Käme hier jemand auf die Idee, dass Ihre Kontrolle des Materials negativ ist? Wohl kaum, denn Ihre Gesundheit, ja Ihr Leben hängen davon ab. Eine solche Kontrolle führt also dazu, dass wir uns auf das Material verlassen. Wir wissen, es hält, was es verspricht.
„Aber Herr Eberle, Sie dürfen nicht Material mit Menschen vergleichen!“ Sie haben Recht und damit den entscheidenden Punkt getroffen. Was genau wollen wir beim Kontrollieren von Material, Prozessen, Abläufen und dergleichen denn entdecken? Genau! Schwachstellen, Fehler, Unstimmigkeiten! Diese müssen sofort beseitigt werden. Nur so gewinnen Sie das Vertrauen ins Material.
Doch wie verhält es sich beim Menschen? Hier gibt es mehrere Varianten. In der ersten suchen Sie nach Fehlern, Schwachstellen und Unstimmigkeiten und werden sehr wahrscheinlich immer fündig werden. Meist kennt der Mitarbeiter auch selbst den Missstand, und Sie legen nur den Finger in die Wunde. Das demotiviert zwangsläufig und führt zu Misstrauen.
In der zweiten Variante setzen Sie die Kontrolle so an, dass Sie mit ihrer Hilfe Abweichungen feststellen. Der Mitarbeiter kann nun entweder eigenständig oder, wenn nötig, mit Ihrer Unterstützung korrigieren. Er wird seiner Verantwortung selbst gerecht und erreicht das gesteckte Ziel. Dadurch bekommt die Kontrolle einen positiven Charakter. Das motiviert, und Sie zahlen auf das Vertrauenskonto ein.
Die dritte Variante sucht positive Gründe, um ein Lob zu ermöglichen – frei nach dem Motto: „Beim Gut sein erwischen“. Auch das motiviert und Sie zahlen auf das Vertrauenskonto ein.
Aber was halten Sie von der Idee, Kontrolle als Respekt vor der Arbeit des Mitarbeiters zu verstehen? Denn, wer nicht kontrolliert, lässt Interesse an der Leistung seiner Mitarbeiter vermissen. Nur wenn Sie kontrollieren, können Sie wahrnehmen, was geleistet wird und Ergebnisse entsprechend anerkennen. Auch dies motiviert und Sie zahlen auf das Vertrauenskonto ein.
Demnach ist das Führungsinstrument der Kontrolle nicht prinzipiell negativ. Ihre innere Einstellung bestimmt die Wirkung beim Mitarbeiter.
Ich bin überzeugt, richtig eingesetzt, ist Kontrolle eine vertrauensbildende Maßnahme und als Instrument der Zielerreichung unverzichtbar. Ohne Kontrolle, kein Wachstum. Deshalb hat jeder Mitarbeiter ein Recht darauf, von Ihnen kontrolliert zu werden.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.