Wann haben Sie das letzte Mal eine wirklich schwierige Entscheidung getroffen? Einen neuen Job annehmen, die Entscheidung für oder gegen einen Partner, in Urlaub fahren oder doch lieber investieren? Viele Menschen tun sich mit wirklich „großen“ Entscheidungen schwer. Doch warum eigentlich?
Die Antwort hierfür: Entscheidungen sind häufig mit Schmerz und Verzicht verbunden. Was uns das Entscheiden so schwer macht, ist die Illusion, es müsse leicht gehen, ohne Schmerz. Die Hoffnung auf die „perfekte“ Lösung, der perfekte Job, der perfekte Partner, all das sollte irgendwo auf uns warten. Doch tief in uns kennen wir die Wahrheit: All das gibt es nicht.
Wie gerne würden wir manchmal alles offenlassen …
… und Entscheidungen hinauszögern, vor allem dann, wenn es besonders wichtig ist, jetzt zu entscheiden. Doch welchen Preis zahlen wir dafür? In meinen Augen: Wir verschlafen günstige Gelegenheiten. Aufschub produziert Frustration und jeder weiß, wie aufreibend das Gefühl des Hin-und-her-gerissen-Seins ist.
Ein undisziplinierter Geist wird stets auf das schauen, was nicht in Ordnung ist. Das Haar in der Suppe suchen. Das begehren, was wir gerade nicht haben. Ich bin mir sicher, Sie kennen das Gefühl, dass auf der anderen Seite das Gras immer ein wenig grüner zu sein scheint: Der Azubi beneidet den Firmenchef um seinen teuren Wagen. Der Firmenchef hingegen blickt am Nachmittag sehnsüchtig dem Azubi hinterher, wie dieser ins Nachtleben der Großstadt eintaucht. Während er selbst von seiner Frau wieder einmal zu hören bekommt, warum er denn so lange gearbeitet hat. Dass der Chef jedoch jede Woche für seinen Luxus über 60 Stunden arbeitet, blendet der Azubi aus. Im Gegenzug übersieht der Firmenchef, dass nicht jeden Abend eine Königin der Nacht auf den Azubi wartet und er oft am nächsten Morgen alleine in seine Junggesellenwohnung kriecht.
Der Anspruch, alles auf einmal zu wollen, ist weit verbreitet
Den Preis dafür wollen aber nur die wenigsten zahlen. Wenig arbeiten und viel Geld haben, Urlaub in den Bergen und dennoch Meeresblick, einen faszinierenden Mann als Gatten, Beschützer, Geliebter, Vater, Macho und Softie. Doch wo geht unsere Energie hin? In die Fantasien über die abgewählten Möglichkeiten, über das Leben, das wir gerade verpassen. Der Dramatiker Christian Grabbe sagte sehr passend hierzu: „Nur einmal auf der Welt, und dann als Klempner in Detmold!“
Was das Entscheiden wirklich so schwer macht, ist der Verzicht auf die abgewählte Möglichkeit. Wenn ich mich für Sarah entscheide, kann ich nicht mehr mit Jana knutschen. Wählen bedeutet: Eine Tür ist zu! Und nur zu oft wehren wir uns gegen diesen Verlust, indem wir die abgewählte Alternative abwerten: „Das wäre eh nichts geworden…“; „Er war sowieso nicht der Richtige…“ – Doch ein solches Handeln hat nichts mit echtem Wählen zu tun.
Kraftvoll entscheiden und Alternativen würdigen
In unseren Seminaren erleben wir solche Situationen häufig: Start-ups profilieren sich, individueller und freundschaftlicher als „die Konzerne“ zu sein. Beruflich aktive Frauen schwächen sich selbst, indem sie die anderen, die „nur“ Hausfrauen sind, abwerten. Erst, wenn wir beginnen, die Alternative zu würdigen und uns danach in Klarheit von zwei ernstzunehmenden Möglichkeiten für einen Weg entscheiden, hat eine Entscheidung Kraft und Würde. Wenn Sie alle Alternativen würdigen, hat eine Wahl Kraft. Sonst ist es keine wirkliche Entscheidung, sondern eine Flucht. Wenn wir den Preis, den wir zahlen, bejahen, fügen wir dem, wofür wir uns entschieden haben, etwas Wertvolles hinzu.
Genau hierzu möchten wir Sie einladen. Damit Ihnen das Entscheiden in Zukunft noch leichterfällt. Sitzen Sie nicht länger kopfschüttelnd vor der Suppe, bis wirklich ein Haar hineinfällt. Gehen Sie durch eine offene Tür und verschließen Sie gleichzeitig die andere, mit allem was dazu gehört.
Darum sind Sie nicht wirklich glücklich.
Warum Erfolg und Erfüllung nichts miteinander zu tun haben.