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Somatische Marker: Wie Sie Ihr emotionales Gedächtnis für Entscheidungen nutzen

somatische marker

Inhaltsverzeichnis

Checken Sie auch morgens als erstes Ihre E-Mails, wenn Sie ins Büro kommen – natürlich nach dem obligatorischen Kaffee? Ist Ihnen dabei schon mal folgendes aufgefallen: Während Sie sich die Liste mit den neuen E-Mails ansehen, wird alleine anhand des Sendernamens und/oder des Betreffs jede Nachricht durch eine Emotion oder ein Körpergefühl in Sekundenbruchteilen „kommentiert“.

Hier macht sich Ihr emotionales Erfahrungsgedächtnis anhand von sogenannten somatischen Markern bemerkbar. Der Begriff der somatischen Marker geht auf den Neurowissenschaftler António Damásio zurück. Er stellte die Theorie auf, dass alle Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, in seinem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert werden. Jede Erfahrung wird hierbei mit einer einfachen Bewertung „positiv, wieder machen“ oder „negativ, künftig vermeiden“ bewertet und gespeichert. Dieses so gefüllte Erfahrungsgedächtnis teilt sich über emotionale und physiologische Signale mit: die sogenannten somatischen Marker.

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Flaues Gefühl oder Magenhüpfen?

Somatische Marker werden von Menschen sehr unterschiedlich wahrgenommen. Manche nehmen sie als Körperempfindung wahr („warmes Gefühl im Bauch“), manche als Emotion („ein Gefühl der Macht“). Andere Menschen nehmen ein Geschehen im Kopf wahr („etwas öffnet sich, ein helles Leuchten“). Wiederum andere nehmen sie überhaupt nicht wahr. Je nachdem, ob es sich dabei um Marker für Erfahrungen handelt, die das Wohlbefinden eines Menschen gefördert oder gestört haben, können sich zum Beispiel folgende positive oder negative Signale zeigen:

 PositivNegativ
KÖRPER-EMPFINDUNGENLächeln / angehobene MundwinkelKloß im Hals
Warmes Gefühl im BauchWeiche Knie / zittrige Beine
MagenhüpfenVermehrte Schweißproduktion
GelassenheitVerkrampfte Schultern
Entspannte KörpermuskulaturFlauer Magen / Übelkeit
GEFÜHLEFreudeWut
HoffnungAngst
NeugierAggression
ErleichterungVerachtung
RuheEkel
MachtResignation
EREIGNISSE IM KOPFHelles LeuchtenDunkelheit
FreiheitsgefühlEtwas verschließt sich
Aha-ErlebnisNebel

 

Die Fähigkeit, Körperempfindungen mit Wahrnehmungen zu verknüpfen, beginnt sich schon im Mutterleib zu entwickeln. Sie setzt sich während der gesamten Sozialisation eines Menschen fort. Die daraus resultierenden somatischen Marker beeinflussen das Denken, indem sie Vorentscheidungen treffen und den Menschen, ohne dass es in sein Bewusstsein dringt, in eine bestimmte Richtung drängen. Ihn vor Dingen warnen, mit denen er schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht habt, oder die Aufmerksamkeit auf etwas Wichtiges lenken. Dies wird von Menschen oftmals auch als „Intuition“ wahrgenommen und bezeichnet.

Das emotionale Gedächtnis als Überlebenssystem

Somatische Marker gelten (bei Mensch und Tier) als eine Art erfahrungsbasiertes Überlebenssystem, das einem Organismus ermöglicht, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und Hypothesen über bestmögliche Verhaltensweisen aus gespeichertem Wissen abzuleiten. Befindet sich ein Mensch in einer neuen Situation, wird automatisch das emotionale Erfahrungsgedächtnis nach ähnlichen, bereits erlebten Situationen durchsucht. Es werden innerhalb von 200 Millisekunden entsprechende somatische Marker ausgesendet. Dadurch hat ein Mensch Zugriff auf seine gesamte Lebenserfahrung.

Somatische Marker können also als Hilfsmittel benutzt werden, um kluge Entscheidungen zu treffen. Um einen somatischen Marker auszulösen, genügt es nämlich, sich eine Situation einfach nur vorzustellen. So kann jeder Mensch Probeläufe schwieriger Entscheidungen durchführen, indem er sie im Geiste vorwegnimmt.

Positive somatische Marker unterstützen die emotionale Aufnahmebereitschaft

Somatische Marker melden sich allerdings nicht nur, wenn es Dinge zu entscheiden gibt. Sie treten grundsätzlich bei allem auf, was Menschen tun. Manchmal braucht es nur ein Wort oder eine bestimmte Geste, um einen negativen somatischen Marker beim Gegenüber auszulösen und ihn dadurch in der Kommunikation zu verlieren. Andererseits können gezielt auch positive somatische Marker ausgelöst und dadurch emotionale Aufnahmebereitschaft bei anderen Menschen geschaffen werden.

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